Die Templer by Sarnowsky Jürgen

Die Templer by Sarnowsky Jürgen

Autor:Sarnowsky, Jürgen [Sarnowsky, Jürgen]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406691362
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2016-02-13T00:00:00+00:00


4. Das «Netzwerk» der Templer

Die Versorgung der Einsatzgebiete mit personellen Verstärkungen, Pferden, Lebensmitteln, Material und Geld setzte nicht nur gute Planung, sondern auch den regelmäßigen Austausch von Nachrichten voraus. Es entstand, um einen modernen und auch von der jüngeren Forschung eingeführten Begriff zu benutzen, ein «Netzwerk», das die einzelnen Ordenshäuser mit den regionalen und zentralen Amtsträgern verband und bei den bisher bestehenden Institutionen ohne Vorbild war, wenn man einmal von der parallelen Entwicklung bei den Johannitern absieht.

Der Material- und Personalbedarf des Ordens im Heiligen Land ist nicht leicht zu bestimmen. Einen gewissen Eindruck vermittelt der Bericht über die Wiedererrichtung der Burg Safad im oberen Galiläa, der allerdings offenbar nur auf mündlich übermittelten Schätzungen der Brüder beruht. Die Festung war 1188 bei einem Angriff Saladins gefallen, konnte aber 1240 vertraglich zurückgewonnen und in den folgenden Jahren massiv wieder aufgebaut werden. Folgt man dem Bericht, wurden für den Bau in den ersten zweieinhalb Jahren 1.100.000 Byzantiner aufgebracht, nicht gerechnet die Einkünfte aus dem Umland der Burg. Für den Unterhalt setzte man weiter 40.000 Byzantiner jährlich an. Täglich mussten 1700 Menschen versorgt werden, in Kriegszeiten sogar 2200. Die Garnison bestand aus 50 Ritterbrüdern, 30 dienenden Brüdern, 50 Turkopolen, 300 Armbrustschützen, 820 Lohnarbeitern und 400 Sklaven. Neben anderen Lebensmitteln mussten so jährlich mehr als 1200 Maultier-Ladungen an Hafer und Weizen auf die Burg gebracht werden. Dabei sind die Ausgaben für Söldner, weiteres Personal, Versorgung der Pferde, Waffen und Material noch nicht einmal eingerechnet. Auch wenn die Quelle die Fruchtbarkeit des Umlands und die hohen Ernteerträge hervorhebt, für die die Templer mit eigenen Bewässerungssystemen erhebliche Anstrengungen unternahmen, bedurfte die Burg also offenbar erheblicher Unterstützung durch das Templer-«Netzwerk».

Gerade die Versorgung mit geeigneten Pferden stellte ein besonderes Problem dar. Sie waren für die Einsätze des Ordens unverzichtbar, gingen aber nicht nur im Kampf verloren, sondern waren auch anfällig für Krankheiten und Überlastung. Die Märkte im Heiligen Land boten keinen hinreichenden Ersatz, sodass auch Pferde aus dem Westen eingeführt werden mussten. Dies ist schon für die Rückkehr Hugues’ de Payns 1129 belegt. Der Transport von Pferden auf See hatte gerade erst begonnen und war schwierig. Die Pferde gerieten leicht in Panik und mussten während der Reise mit Gurten angebunden werden. Wie es erstmals für den Feldzug gegen Ägypten 1169 belegt ist, ließen sich die Tiere am besten auf einer Rampe ins Schiff bringen. Dafür entwickelte sich am Ende des 12. Jahrhunderts ein eigener Typ von Schiffen, die «Torschiffe». Sie verfügten über eine große Klappe, die bei der Landung geöffnet werden konnte, um die Pferde ans Ufer zu bringen. 40 bis 60 Pferde könnten darin Platz gefunden haben.

Dem muss allerdings der Bedarf an Pferden gegenübergestellt werden, der nur geschätzt werden kann. Ausgehend von der Anzahl von Pferden, die die einzelnen Brüder nach der Regel haben durften, und den überlieferten Zahlen für die Brüder im Heiligen Land, hat man eine Zahl von 4000 Pferden angenommen, die dort jeweils im Einsatz waren. Der Transport von Pferden muss daher – gerade aufgrund anzunehmender Verluste – erheblich gewesen sein. Die Schätzung erlaubt aber noch weiter gehende Vermutungen.



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